
Redebeitrag zur Demo “Pogrome verhindern, bevor sie entstehen!” | 09.11.2013 | Greiz
Schön, dass so viele den Weg in die thüringische Provinz gefunden haben! Ekelhaft dagegen der Anlass. Auf der einen Seite: Eine widerliche Mischung aus bekannten Nazis und Otto-Normalverbraucher*innen. Auf der anderen Seite aber auch diejenigen, die sich wie die CDU-Landrätin Martina Schweinsburg, vor allem um das Ansehen der Stadt sorgen und das sogenannte Extremist*innen von ausserhalb sich irgendwie in die Angelegenheiten mischen. Wer heute hier ist, um zu zeigen dass Greiz eine weltoffene und schöne Stadt ist, der ist an unserer Seite fehl am Platz. Frau Schweinsburg interessiert sich einen Dreck für die Flüchtlinge und auch die Initiative “Weil wir Greiz lieben” würde wahrscheinlich lieber im letzten patriotischen Liebesrausch für diese Stadt sterben, als auch nur einem Flüchtling solidarisch zur Seite zu stehen.
Als lupenreine Linksextremist*innen stehen wir hier und können die lokalen Verhältnisse nur scheiße finden,- und konsequent wäre wohl, wieder ab zu fahren. Denn uns geht es hier nicht um Heimatliebe oder den Wirtschaftsstandort Greiz. Was uns hier her gebracht hat ist, dass die Ernsthaftigkeit der Lage einer Auseinandersetzung mit den hier herrschenden Verhältnissen bedarf, denn es geht um eine Selbstverständlichkeit: Flüchtlingen einen Ort in Sicherheit zu bieten – aber auch die Zustände anzugreifen, die es ermöglichen, dass innerhalb der vergangenen drei Monate sieben Flüchtlingsunterkünfte mit Brandsätzen angegriffen wurden. Continue reading Redebeitrag zur Demo “Pogrome verhindern, bevor sie entstehen!” | 09.11.2013 | Greiz

„Pogrome verhindern bevor sie entstehen!“ – Demo am 9.11. in Greiz
Antirassistische Demonstration am 9.11.2013 in Greiz
Pohlitz. Ein Plattenbaugebiet am Rande der ostthüringischen Kreisstadt Greiz. Die scheinbare Ruhe ist seit einigen Wochen getrübt. Seit Anfang September demonstriert jeden Freitag eine sogenannte „Bürgerinitative“ gegen ein kurzfristig neu eröffnetes Wohnheim für Flüchtlinge. Ein Blick auf die Agenda der Bürgerinitiative zeigt schnell: es handelt sich um rassistische Klischees und Ressentiments, die bestehende Ängste und Vorurteile der Bevölkerung aufgreift und gezielt verstärken soll. Hinter der Initiative stehen organisierte Nazis aus Greiz und dem Vogtlandkreis, allen voran David Köckert aus dem Umfeld der Kameradschaften „Braune Teufel Vogtland“ und „Rechte Aktionsfront“ (RAF) sowie Kevin Pahnke, Führungskader der „RNJ Vogtland“.
Greiz 1991 – Greiz 2003 – Greiz 2013. Eine erschreckende Kontinuität. Bereits im Oktober 1991 gab es einen organisierten Überfall auf eine Flüchtlingsunterkunft in Greiz-Irchwitz. Ende Januar 2003 versuchten Greizer Nazis, die Unterkunft in Irchwitz in Brand zu stecken. Und im Jahr 2013 beschwören organisierte Rassist*innen seit Wochen mit Fackelmärschen die „Volksgemeinschaft“. Auch wenn die taktische Überlegung der Nazis und ihrer „Bürgerinitiative“ nicht aufging, die Greizer Bevölkerung mehrheitlich gegen Migrant*innen zu mobilisieren, so ist trotzdem ein gefährliches Eskalationspotential vorhanden. Berlin-Hellersdorf und Rostock-Lichtenhagen sind nur zwei Beispiele unter vielen. Der 9.11. ist auch Gedenktag an die Pogromnacht, die sich mittlerweile zum 75. Mal jährt. Die zahllosen Ermordeten, Misshandelten und anschließend Deportierten mahnen uns, die Folgen von Rassismus, Nationalismus, Antisemitismus und sämtlichen anderen diskriminierenden Einstellungen niemals zu vergessen! Continue reading „Pogrome verhindern bevor sie entstehen!“ – Demo am 9.11. in Greiz

Offener Brief zu den “Gegenaktivitäten” beim RfD in Gera 2013
Liebe engagierte Menschen in Gera,
recht wohlwollend haben wir zur Kenntnis genommen, dass die diesjährigen Gegenaktivitäten zum “Rock für Deutschland” von einem engagierten lokalen Kreis an Menschen organisiert wurden. Nicht nur, dass ihr sicher die Verhältnisse und Möglichkeiten vor Ort am Besten einschätzen könnt, auch langwierige und oft schwierige Bündnisprozesse konnten so umgangen werden. Eigentlich war es also eine komfortable Situation für Alle – so konnten die ausgearbeiteten Ideen entweder unterstützt oder durch Auswärtige für sich selbst verworfen werden. Einfach, bündnistechnisch relativ stressfrei – und es blieb potentiell Raum für andere Aktionsformen. Rückblickend müssen wir allerdings feststellen:
Wir glauben es hackt wohl!
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Redebeitrag Demo gegen Polizeigewalt | 06.06.2013 | Jena
Frankfurt und Istanbul – zwei völlig unterschiedliche Städte. Zwei völlig unterschiedliche Szenarien, zwei völlig unterschiedliche Ausgangssituationen – dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit:
In jeder der beiden Städte fanden friedliche Protestkundgebungen statt. Beide mit einer kritischen Haltung den aktuellen Zuständen in ihrem Staat gegenüber und mit einem positiven Bezug auf Krisenproteste der letzten Jahre, exemplarisch seien hier die Occupy-Bewegung und der Arabische Frühling benannt. Und beide sicher nicht gerade allein in der Lage ihren Staat wirklich herauszufordern. Das Ergebnis ist nicht das Selbe, aber das Gleiche. Hochgerüstete Polizeieinheiten schubsen, zerren, schlagen, treten und schießen auf friedliche Demonstrant*innen. In Frankfurt endete der Tag mit über 300 Verletzten – die Anzahl der Verletzten und Toten in der Türkei lässt sich derzeit kaum genau beziffern. Es ist dieser repressive staatliche Umgang mit Protestformen weltweit – der uns hier und heute auf die Straße gehen lässt.
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